Kritik II: Metz 58 AF-N - Lichtspender mit Licht und Schatten
Introduktion
Licht spenden soll ein Elektronenblitzgerät, wenn das verhandene Licht zum Photographieren nicht mehr ausreicht - eine Voraussetzung, die eigentlich alle auf dem Markt befindlichen Geräte erfüllen. Soll dann aber noch ein wenig Komfort dazu und vielleicht noch die ein oder andere Zusatzfunktion, wird's schon kniffliger.
Warum Metz?
Zunächst eins vorweg: ich nutze vorrangig eine Nikon D200 mit diversen Linsen und bin seit längerem mit einem Nikon SB800 überaus zufrieden. Nicht bloß, daß diese Kombination in nahezu jeder Situation einwandfrei ausgeleuchtete Bilder bringt (zumindest, wenn man sich ein wenig in die Grundlagen der Blitzphotographie eingelesen hat), auch die Möglichkeit, den SB800 durch den eingebauten Blitz der D200 fernzusteuern, gefiel mir zunehmend immer besser. Genau aus diesem Grund musste ein zweiter Blitz her: von zwei Seiten gleichzeitig blitzen vermeidet hässliche Schlagschatten, sorgt für eine gleichmäßigere Ausleuchtung und läßt dennoch das Modellieren mit Licht zu.
Im wesentlichen sind die Kenndaten des Metz 58-AF relativ ähnlich wie die des SB800: vergleichbare Leistung, beide können i-TTL, beide haben einen Weitwinkelreflektor, beide sind durch den eingebauten Blitz fernzusteuern. Meine Entscheidung fiel auf den Metz aus folgenden Gründen:
a) Zweitreflektor eingebaut (dazu gleich)
b) etwas billiger
Was kann der Metz, was der Nikon nicht kann?
Tja, wie bereits erwähnt, hat der Metz einen Zweitreflektor, der direkt nach vorne blitzt mit bis zu einem Viertel der Leistung des Hauptreflektors. In bestimmten Situationen kann das beim indirekten Blitzen (z.B. über die Decke) mit aufgestecktem Blitz sinnvoll sein, z.B. wenn Leute einen Hut mit breiter Krempe aufhaben oder so, dann versaufen die Augen nicht im Schatten. Der Zweireflektor lässt sich in Teilstufen regeln von 1/4 bis 1/1, letzteres bedeutet dann, daß der Miniblitz ca. 1/4 so hell ist wie der Hauptblitz.
Was fehlt dem Metz, was der Nkon kann?
Abgesehen von den Mängeln, zu denen wir gleich kommen, vor allem Zubehör. Beim Metz kommen keine Farbfilterfolien etwa zur Farbtemperaturanpassung an Kunstlicht mit, es ist offenbar auch gar nicht vorgesehen, solche zu verwenden. Auch der "Joghurtbecher", der Diffusor, fehlt. Dieser streut das Licht in verschiedene Richtungen und mildert daher beim direkten Blitzen Schlagschatten etwas ab, außerdem ist er beim Extremweitwinkelblitzen von Vorteil, da er für eine etwas breitere Ausleuchtung sorgt. Ansonsten herrscht Gleichstand.
Was können beide?
Eine unvollständige Aufzählung:
-i-TTL
-TTL
-Remoteauslösung (siehe unten)
-Stroboskop
-FP-Sync (Synchronisation auf Zeiten unterhalb der Blitzsynchronzeit durch Abgabe mehrere kurzer, schwächerer Blitze hintereinander)
Vergleich im praktischen Gebrauch
Als Aufsteckblitz funktioniert der Metz wunderbar, solange man keine Filterfolien verwenden will/muß. Die Belichtung ist stets ausgewogen, und der Zweitreflektor wirkt in bestimmten Situationen wirklich Wunder. Das ist allerdings der einzige wirkliche Vorteil im Vergleich zum Nikonblitz.
Wichtig war mir aber auch das sogenannte Slave-Blitzen, also das Auslösen der großen Blitze durch den kleinen, eingebauten der Kamera. Bei ersten Tests funktionierte das auch wunderbar, auch wenn der Metz hierbei etwas zum Überbelichten neigte. Aber kein Problem, man kann in der Kamera ja wunderbar nach Gruppen getrennt die Blitzleistung regulieren (siehe Handbuch). Tja, bis mich dann der Metz eines schönen Tages bei einem Job im Stich ließ: der SB800 löste wie gewünscht ordungsgemäß aus, der Metz streikte und ließ sich auch durch Drehen der Photozelle in Richtung Kamera oder gutes Zureden nicht dazu überreden, mitzumachen. Beim Test zuhause ging dann natürlich alles wieder, beim nächsten Job wieder Streik... Tja, so kann man nicht arbeiten, und deswegen bleibt der Metz bei diesen entfesselten Geschchten schön zuhause resp. in der Phototasche und wird durch einen zweiten SB800 ersetzt.
Dann sind da noch die Kleinigkeiten, die nicht wirklich stören, aber auf Dauer nerven: den Nikon steckt man auf die Kamera auf, arretiert einen Hebel - sitzt bombig. Den Metz muß man erst mit einer dröseligen Schraube drauffuddeln. Gleiches gilt für den Stativadapter für's entfesselte Blitzen: das Nikonding ist echt genial: simpel ein Blitzschuh auf einem Plastikfuß, wohingegen das Metzding irgendwie auch sehr fummelig ist.
Ein Pluspunkt geht allerdings in einer Disziplin an Metz: der hat nämlich einen richtigen Ein/Aus-Schalter, im Gegensatz zum Nikon, wo man eine Taste zwei Sekunden lang drücken muß, um den Blitz auszuschalten (bzw. erstmal 1 Sekunde drücken muß, um den Blitz aus dem Standby zu wecken und dann auszuschalten) - essentiell, wenn man bspw. bei Konzertphotographie mal fix zwischendrin den Blitz ausschalten will.
Im Menü nehmen sich die beiden nicht viel: die Konzepte sind unterschiedlich, aber beide sehr gut durchdacht, lediglich die Umgewöhnung bei der Nutzung fällt anfänglich etwas schwer.
Fazit
Habe ich es bereut, den 58 AF-N gekauft zu haben? Nein, denn in gewissen Situationen ist er dank Zweitreflektor dem Nikon doch überlegen. Da diese Situationen aber zugebenermaßen selten sind und in Anbetracht des mangelnden Zubehörs, der schlechten Slave-Kompatiblität und der fummeligen Aufschrauberei würde ich jedem raten, als Erstblitzgerät auf jeden Fall in einen SB800 zu investieren. Warum nicht in einen SB600? Nun, die paar Euro mehr ist allein das Zubehör des SB800 wert.
Labels: Kritik, Photokrams, Technik
Eingestellt von Erik Am/um 24.3.08
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite